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KAPITEL I.
DIE
ZERSTÖRUNG JERUSALEMS
Das Land der Verheißung war ein Land der Wunder. Die hebräische Nation war dort viele Jahrhunderte lang die Wiege der wahren und einzigen Kirche Gottes auf Erden. Dort wurden für ihre Erlösung herrliche Dinge gewirkt. Patriarchen hatten dort gebetet, geopfert und gepriesen. Dort hatten Propheten prophezeit und der Allmächtige hatte oft seinen heiligen Arm entblößt. Dort war sein Volk oft abgefallen, aus ihrem Kanaan ausgestoßen und gnädig wieder eingesetzt worden. Dort hatten die zehn Stämme Israels das Haus Davids und ihren Gott verleugnet und wurden deshalb bis zum heutigen Tag in unbekannte Regionen der Welt verbannt, während die Juden immer noch im Bund ihres Gottes bewahrt wurden. Dort tat sich Gott im Fleisch kund und erschien auf der Erde, vollzog seinen öffentlichen Dienst, sühnte für die Sünden der Welt und stieg zur Herrlichkeit auf. Dort begannen die ersten Herolde der Evangeliumsdispensation ihren Dienst und von dort wurde der wundervolle Plan der Gnade in alle Nationen verbreitet.
Jerusalem war die Hauptstadt des irdischen Kanaan. Über diese Stadt unseres Gottes wurden herrliche Dinge ausgesprochen.
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„Wunderschön gelegen, die Freude der ganzen Erde war dieser Berg Zion auf den Nordseiten, die Stadt des großen Königs.“ Diese könnte viele Jahrhunderte lang Gottes Hauptstadt auf Erden genannt werden. Gott sagte in erster Linie auf diese Stadt anspielend: „Denn der Herr hat Zion erwählt, eine Wohnstätte für ihn selbst zu sein. Hier werde ich wohnen, denn ich habe es so gewollt.“ Hier wurden in göttlicher Glaubenstreue große Dinge vollbracht, die den Psalmisten sagen ließen: „Gott ist in ihren Palästen als Zuflucht bekannt. Denn siehe, die Könige waren versammelt, sie zogen gemeinsam vorüber. Sie sahen es und daher wunderten sie sich, sie waren beunruhigt, also eilten sie davon.“ „Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsere Zuflucht.“ „In Salem stand ein Tabernakel und seine Wohnstätte in Zion. Dort zerbrach er die Pfeile des Bogens, den Schild und das Schwert der Schlacht.“ Diese Stadt Gottes spiegelte lange Zeit gut ihren Namen wieder: Jeru – sie werden sehen, Salem – Frieden. Lange Zeit sah die Kirche, während sie mit Gott wandelte, dort Frieden und erfreute sich daran.
Aber ach! Wir finden, dass über diese Stadt, den Tempel und die Nation der Juden ein verhängnisvoller Rückschlag berichtet wird. Sie fanden die Aussage ihrer heiligen Orakel erfüllt: „Der Herr ist mit dir, so lange du bei ihm bist; aber wenn du ihn verlässt, wird er dich wegwerfen.“
Die Juden wurden fleischlich, kreuzigten den Herrn der Herrlichkeit und sie fielen unter die Brandmarkungen und den vollen Vollzug seines Zorns. Ihr Gesetzgeber und ihre Propheten hatten seit langem mit ernster Brandmarkung gegen sie gewettert, dass die außerordentlichsten Gerichte Gottes sie abtrennen würden, sollten sie jemals den Charakter haben, den sie sich dann frevelhaft aneigneten. Und der Messias äußerte gegen sie infolge dessen, dass sie ihn verwarfen, eine neue Ausgabe dieser verhängnisvollen Brandmarkungen, die wir in Matth. 24, Markus 13, Lukas 19: 41-44, Kap. 21 und 23: 27-30 finden, und auf die der Leser verwiesen wird, und zwar eine frühe Erfüllung der Verwüstung Jerusalems und des jüdischen Reiches. Diese frühe Erfüllung, so versicherte Christus, sollte in jener Generation stattfinden. - Und die Brandmarkung wurde erfüllt.
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Diese Erfüllung, da sie die Wahrhaftigkeit und Göttlichkeit des Erlösers demonstrierte, stellt einen Typ der Zerstörung des Antichristen und der Bösen am Ende der Welt zur Schau und zeigt die Gefahr, wenn man den Sohn Gottes verwirft – dies sollte in der Kirche unbedingt zur Kenntnis genommen und beherzigt werden. Dieser Punkt wird zu sehr vernachlässigt und in der heutigen christlichen Welt vergessen. Also werde ich das Ereignis kurz beschreiben, mit dem Jesus Christus in schrecklichem Gericht über die ungläubigen Juden herfiel und seine Sache gegen seine Verfolger und Mörder verteidigte. Aber zuerst sollen einige einleitende Bemerkungen gemacht werden.
Diese berühmte Stadt wurde auf zwei Bergen gebaut und bestand aus zwei Teilen, die die Obere und die Untere Stadt genannt wurden. Die erstere wurde auf dem Berg Sion gebaut, die letztere auf dem Berg Acra. Die Stadt soll angeblich von Melchisedek gegründet und dann Salem oder Salyma genannt worden sein. Die kriegerischen Jebusiter besaßen sie, als Israel Kanaan betrat.
In der höheren Stadt verteidigten sie sich über längere Zeit gegen die Hebräer. Hier blieben sie, bis David sie unterwarf, und sie nannten ihre Stadt die Stadt Davids.
Als Herodes der Große den Tempel reparierte (oder eher neu baute), verlieh er dieser Stadt enorme Stärke und Schönheit, was zu ihrem prächtigen Zustand und ihrer Stärke beitrug, bis zu dem Zeitpunkt, als sie zerstört wurde.
Der größte Teil der Stadt war von drei Mauern umgeben. An einigen Stellen, wo sie für unzugänglich gehalten wurde, hatte sie nur eine. Die Mauer, die zuerst gebaut wurde, war mit sechzig Türmen geschmückt und verstärkt. Vierzehn Türme ruhten auf der mittleren Mauer. Die äußeren (wegen der handwerklichen Ausführung höchst bemerkenswert) wurden durch neunzig Türme gesichert.
Der Turm Psephinos wurde am meisten gefeiert. Er war siebzig Ellen hoch, war achteckig und gestattete eine herrliche Aussicht. Hier konnte sich der Besucher bei klarer Sicht an einem Blick auf das Mittelmeer, vierzig Meilen westlich, und auf den größten Teil des jüdischen Gebiets erfreuen. Einige Türme waren fast neunzig Ellen hoch und für ihre Schönheit, Eleganz und Seltsamkeiten
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berühmt. Sie waren aus weißem Marmor gebaut und erschienen wie weiße Marmorblöcke. Diese riesigen Gebäude verliehen der Stadt aus der Sicht des angrenzenden Landes ein majestätisches Erscheinungsbild.
In der Nähe der höchsten Türme stand der königliche Palast in höchst gebieterischer Eleganz. Unglaubliche Kosten haben seine Säulen, Säulenhallen, Gallerien und Zimmer ermöglicht. Seine Gärten, Haine, Brunnen, Aquädukte und Spazierwege präsentierten die reichhaltigste und höchst entzückende Szenerie. Dies war die Schönheit und Eleganz der Nordseite Jerusalems.
Auf der Ostseite stand der Tempel und die Festung Antonio dem Berg Olivet gegenüber. Diese Festung war auf einem fünfzig Fuß hohen und unzugänglichen, steilen Felsen gebaut, mit Marmorplatten belegt. Die Burg Antonio stand im Zentrum dieser Befestigungsanlage. Die Ausführung dieser Burg ließ sie eher wie ein Palast als eine Burg aussehen. Ein Turm schmückte jede Ecke dieser Festung. Einer von ihnen war siebzig Ellen hoch und gestattete einen vollständigen Blick auf den Tempel.
Der Tempel war in vielerlei Hinsicht das erstaunlichste Bauwerk, das je gesehen wurde. Sein Grund befand sich zum Teil auf massivem Felsen, der ursprünglich auf jeder Seite steil abfiel. Der untere Tempel hatte ein Fundament riesigen Ausmaßes, man sagt dreihundert Ellen an der niedrigsten Basis. Dieses Fundament bestand aus sechzig Fuß langen Steinen und der untere Teil des Oberbaus bestand aus massiven weißen Marmorblöcken, die über sechzig Fuß lang waren und eine Dicke von sieben mal neun Fuß hatten. Das gesamte Gebäude hatte einen Umfang von vier Achtelmeilen und es war einhundert Ellen hoch, mit einhundertsechzig Säulen, die sowohl als Stützen als auch als Schmuck dienten.
An der Vorderseite gab es geräumige und erhabene Gallerien mit Vertäfelungen aus Zedernholz, die auf einheitlichen Reihen aus weißen Marmorsäulen ruhten. Josephus behauptet, dass nichts den äußeren Teil dieses Hauses Gottes übertreffen konnte, was die exquisite Ausführung und Eleganz betrifft. Die soliden Platten aus Gold schienen danach zu streben, die aufgehende Sonne zu überstrahlen. Die Teile des Gebäudes, die nicht mit Gold bedeckt waren, erschienen aus gewisser Entfernung wie aus Schnee
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oder wie weiße Marmorberge. Und die Erhabenheit der handwerklichen Ausführung im Inneren dieses prächtigen Doms stand der äußeren Pracht in keiner Weise nach. Es wurde nichts ausgelassen, was herrlich, kostbar oder elegant war. Die verschiedenen Teile der Welt schienen gewetteifert zu haben, ihre kostbaren Schätze in diesen wundervollen Schatz des Himmels zu ergießen. Die untere Etage wurde mit heiligen Möbelstücken dekoriert, mit dem Tisch für die Schaubrote, dem Brandopferaltar und dem Kerzenständer aus reinem gehämmertem Gold. Der Altar und der Tisch waren mit reinem Gold belegt. Mehrere Türen des Allerheiligsten hatten eine Höhe von fünfundfünfzig und eine Breite von sechzehn Ellen, ebenfalls mit Gold belegt. Die reichsten babylonischen Wandteppiche aus Purpur, Blau und Scharlach und in exquisiter Ausführung wehten in diesen Türen. Goldene Weinreben mit Blättern und Trauben aus Gold hingen fünf oder sechs Fuß von der Decke in gediegener Ausführung herab. Der Tempel hatte ein riesiges Osttor aus reinem korinthischem Messing – ein Metall von höchstem Ansehen. Es wäre eine große Aufgabe, alle goldenen Falttüren in den Kammern aufzuzählen, die Schnitzereien, Gemälde und Vergoldungen, Gefäße aus Gold, scharlachrote, blaue und purpurne Priestergewänder und all die unzähligen Anhäufungen von Reichtümern in diesem Tempel Jehovas. Die kostbarsten Steine, Gewürze und Parfüms, alles, was die Natur, die Kunst oder Reichtümer aufbieten können, wurde innerhalb dieser erstaunlichen und geweihten Mauern gelagert.
Hier sollten die Stadt und der Tempel zerstört werden, wegen des Unglaubens, der Bosheit, der Heuchelei und der Verfolgung des Herrn der Herrlichkeit (an ihm selbst und an seinen Anhängern), was ihre Regenten und das Volk charakterisierte. Hier wurde ein Maß der beispiellosen Scheußlichkeit gerade voll gemacht, was aufs Äußerste den Zorn auf sie bringen sollte. Diesen furchtbaren Untergang hatte unser Herr vorhergesagt und erfüllt.
Der letzte erwähnte Einzug in Jerusalem durch Ihn, der Gott im Fleisch war, ereignete sich am Montag vor der Szene seines Leidens. Unter dem Beifall der Menge wurde er als König Zions begrüßt, mit jedem Zeichen der Freude und des Lobpreises. Die Luft
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hallte von ihren Lobpreisungen wider, die wegen all dieser Werke geäußert wurden, die sie gesehen hatten. Sie sangen: Hosianna! Gepriesen sei der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede im Himmel und Herrlichkeit in der Höhe. Unser Herr (über all ihren Schmeicheleien stehend und wissend, wie bald sich die Hosiannas einiger von ihnen in „Kreuzigt ihn!“ verkehren würden – und angerührt von Sympathie und Mitleid für eine geweihte Stadt, die jetzt ihr Schuldmaß der Sünde voll macht) „sah die Stadt und weinte über sie“. Er sagte: „Wenn du, ja du, in diesen deinen Tagen nur die Dinge gekannt hättest, die zu deinem Frieden gehören! Denn die Tage werden kommen, wann deine Feinde einen Graben um dich herum ziehen und dich von jeder Seite aus innerhalb gefangen halten werden, und sie werden dich dem Erdboden gleich machen und deine Kinder darin mit dir. Und sie werden nicht einen Stein auf dem anderen lassen; du kanntest nicht die Zeit deiner Heimsuchung.“
Nur einen Tag danach ging Christus zum letzten Mal in den Tempel, um das Volk zu belehren. Während er damit beschäftigt war, sammelten sich der Hohepriester, die Ältesten, die Herodianer, Sadduzäer und Pharisäer um ihn herum mit böswilliger Absicht, um ihn in seinen Worten zu verwickeln. Christus gab solche Antworten, sprach in solchen Gleichnissen und gab solche Vorwürfe und die Verurteilung ihrer Seelen an sie zurück, was sie nicht nur erstaunte und zum Schweigen brachte, sondern ihnen eine schreckliche Vorahnung vom jüngsten Gericht gab, das an seinem Richterstuhl auf sie wartet. So demonstrierte er seinen Jüngern in einer freien und scharfen Rede die höchst würdevollen und scharfen Vorwürfe gegen die Grausamkeit, Heuchelei und den Stolz der Schriftgelehrten und Pharisäer. Er sagte die böswillige Behandlung voraus, die die Jünger durch ihre Hände erfahren würden; und dann kündigte er die Rache an dieser gefallenen Stadt an, die seit vielen Jahren ihre Verbrechen aufgehäuft hatte. Er warnte im Voraus, dass dieser Becher des göttlichen Unwillens auf jene Generation ausgegossen werden sollte. Seine Gefühle zerschmolzen zu einer höchst bewegenden Anrede: „O Jerusalem, Jerusalem, du hast die Propheten getötet und steinigst die, die zu dir gesandt werden! Wie oft wollte ich deine Kinder sammeln, wie eine Henne
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ihre Küken unter ihre Flügel sammelt; und ihr wolltet nicht! Seht, euer Haus wird euch verwüstet zurückgelassen. Denn ich sage euch, ihr werdet mich fortan nicht mehr sehen, bis ihr sagt: „Gepriesen sei derjenige, der im Namen des Herrn kommt.“ Daraufhin verließ der Erlöser den Tempel. Die Jünger nahmen die Gelegenheit wahr, mit Christus über die Pracht des heiligen Gebäudes zu sprechen, wie es mit anmutigen Steinen und Gaben geschmückt war. „Meister (sagten sie), siehe, welche Art von Steinen und Gebäuden hier sind.“ Jesus sagte zu ihnen: „Seht ihr nicht all diese Dinge? Wahrlich, ich sage euch, es soll hier kein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht niedergerissen werden wird.“ Wie sehr unwahrscheinlich muss ihnen solch ein Ereignis vorgekommen sein! Aber es wurde in der Tat in jener Generation erfüllt.
Jesus und seine Jünger begaben sich zum Ölberg. Hier erhob sich vor ihnen der Tempel in all seiner majestätischen Eleganz. Die umgebende Szenerie regte natürlicher Weise zu folgendem Gespräch an. Die Jünger baten ihn : „Sage uns, wann sollen diese Dinge geschehen, und welches wird das Zeichen sein, wann all diese Dinge erfüllt seine werden?“ Sie schienen von der vorhergehenden Rede beeindruckt gewesen zu sein und wollten sich sofort über dieses Thema informieren und wollten wissen, wann solche schrecklichen Ereignisse kommen sollten und welche Warnungen ihr Nahen verkünden würden. Unser Herr antwortete: „Achtet darauf, dass euch niemand betrüge; denn es werden viele in meinem Namen kommen und sagen: 'Ich bin Christus' und werden viele täuschen.“ Als hätte er gesagt: Dies wird ein Warnsignal für das Ereignis sein, sowohl in Bezug auf meine Ankündigung einer frühen Erfüllung durch die Zerstörung Jerusalems, als auch für eine allgemeinere und fürchterlichere Erfüllung durch die Vernichtung des Antichristen in den letzten Tagen. Betrüger werden reichlich vorhanden sein. Falsche Prediger werden viele täuschen und zugrunde richten. Lassen Sie uns der Spur der Erfüllung dieser Ereignisse und einiger nachfolgender Vorhersagen folgen.
Dies wurde in Bezug auf Jerusalem erfüllt. Nicht lange nach Christi Himmelfahrt erschien der Samariter Dositheus und erklärte sich zum Messias, der von Moses vorhergesagt wurde. Simon Magnus verkündete sich
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ebenfalls als „die große Macht Gottes“. Bald danach erschien ein weiterer Betrüger aus den bastardierten Samaritern. Die Kirche ist immer von solch einer Art von Samaritern belästigt worden, die immer fruchtbar gewesen sind, nichtswürdige Betrüger hervorzubringen, die riefen: „Seht hier, und seht dort.“ Dieser Betrüger versprach den Leuten, heilige Gegenstände zu enthüllen, von denen man sagte, dass sie von Moses im Berg Gerazim eingelagert wurden. Hier musste vom Himmel eine neue Entscheidung zur Frage der Juden und der Samariter getroffen werden, was den Ort des Gottesdienstes betraf – eine Sache, in die Schismatiker außerordentlich vernarrt waren -, um etwas neues Licht auf ihre parteiliche Frage direkt von oben abzuleiten, als wären schon getroffene Entscheidungen unzureichend.
Bewaffnete Menschenmengen machten sich auf, diesem Messias zu folgen, überzeugt, dass ihr Großer Befreier endlich erschienen war. Aber Pilatus, der römische Statthalter zügelte ihren Fanatismus mit dem Schwert und brachte ihren eingebildeten Messias zu Tode.
Ein weiterer Betrüger, Theudas, erhob sich. Er hatte die Eigenart, Menschenmengen dazu zu überreden, ihm in die Wildnis zu folgen, mit seinem Versprechen, dass er den Jordan veranlassen würde, sich zu teilen. Der römische Prokubator Fadas verfolgte sie mit einer Reitertruppe, erschlug den Betrüger und viele andere und zerstreute die Splitterpartei. Unter der Regierung von Felix vermehrten sich die Betrüger und führten Menschen in die Wildnis mit dem Versprechen und der fanatischen Erwartung fort, dass sie dort Zeichen und Wunder sehen würden. Die alte Schlange führt fanatische Menschen oft in die Wildnis des Irrtums und der Täuschung unter ähnlichen Erwartungen. Das wachsame Auge der römischen Regierung ruhte auf diesen Betrügern und stellte sicher, dass ihre Pläne vereitelt werden, so oft sie in Erscheinung traten.
Im Jahre 55 erhob sich ein namhafter ägyptischer Betrüger mit Namen Felix. Ihm folgten dreißigtausend mit dem Versprechen, dass sie vom Berg Olivet aus sehen würden, wie die Mauern Jerusalems auf sein Kommando hin niederfallen würden, damit Jerusalem für die römische Garnison dort leicht erobert und in Besitz genommen werden könnte. Sie wurden vom römischen Statthalter attackiert, vierhundert wurden erschlagen und die Übrigen zerstreut. Der
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ägyptische Betrüger entkam lebend. Im Jahr 60 erschien ein weiterer angeblicher Messias, der garantierte, das römische Joch zu zerbrechen, wenn sie ihm in die Wildnis folgen würden, aber der Betrüger und seine Anhänger fielen bald der Wachsamkeit von Festus, dem Statthalter zum Opfer. Es wäre zu aufwendig, all die nichtswürdigen Betrüger dieser Periode aufzuzählen. Sie waren eine gerechte Vergeltung des Himmels an den Juden, weil sie den wahren Messias zu Tode gebracht hatten, und sie erfüllten die Warnung, die von unserem Herrn über eine Unzahl von Betrügern in jener Periode ausgesprochen wurde. Wie sehr sind Menschen doch geneigt, dem Betrug den Hof zu machen. Christus hatte den Juden gesagt: 'Ich bin in meines Vaters Namen gekommen und ihr empfangt mich nicht. Würde ein anderer in seinem Namen kommen, den würdet ihr empfangen.' Dies wurde erfüllt, und nicht nur damals, sondern in jedem Zeitalter bis heute. Diejenigen, die den besten Beweis durchs Evangelium liefern, dass sie Botschafter Christi sind, werden viele verwerfen,
während die zuversichtlichen und lärmenden Behauptungen der Egotisten von ihnen gänzlich zugelassen werden. „Wie im Wasser das Gesicht dem Gesicht antwortet, so tut es das Herz des Menschen mit dem Menschen.“
Unser Herr fährt fort: „Und ihr werdet von Kriegen und Kriegsgerüchten hören; lasst euch nicht beunruhigen, denn all diese Dinge werden sich ereignen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn eine Nation wird sich gegen die andere erheben, und Königreich gegen Königreich, und an verschiedenen Orten wird es Erdbeben, Hungersnot und Pestilenz geben, all diese sind der Anfang der Betrübnisse.“
Das unheilvolle Donnern der Kriege und Kriegsgerüchte haben während der gesamten Zeit vom Tod unseres Erlösers bis zur Zerstörung Jerusalems stattgefunden, könnte man sagen. Die historischen Seiten, die diese Zeiten behandeln, sind mit Blut befleckt. Ein Krieg zwischen Herodes und Aretas, dem König Arabiens, eröffnete die blutige Szene nach einer kurzen Zeit des Friedens. In Selucia erhoben sich die Griechen und Syrer gegen die Juden, die vor der Pestilenz in Babylon dorthin flohen, und erschlugen fünfzigtausend von ihnen. Fünf Jahre später stritten die Juden in Perea und die Menschen von Philadelphia über die Grenzen einer Stadt, als viele Juden erschlagen wurden. Vier Jahre danach wurden die Juden innerhalb des Tempelbezirks durch einen römischen Soldaten beleidigt,
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und als sie gewaltig dem Ärger Luft machten, stürmte eine römische Streitmacht auf sie ein, was die Juden so sehr erschreckte, dass sie in großer Unordnung flohen, und Zehntausende verloren in den Straßen ihr Leben. Nach weiteren vier Jahren verwüsteten die Juden das Land der Samariter als Folge, dass sie einen Galiläer ermordet hatten, der dabei war, das Passahfest zu feiern. Viele wurden erschlagen. Bald danach entstand ein Streit zwischen den Juden in Caesarea und den Syrern in Bezug auf die Regierung Caesareas. Bei der ersten Begegnung wurden über zwanzigtausend Juden erschlagen. Diese Streitigkeiten entstanden in vielen Städten, wo Juden und Syrer wohnten, und ein gegenseitiges Gemetzel gewann die Oberhand. Und in fünf anderen Städten war das Blutbad unter den Juden schrecklich. In Damaskus wurden in einer Stunde zehntausend Juden erschlagen. Und in Scythopolis wurden in einer Nacht dreizehntausend erschlagen. In Alexandria erhoben sich die Juden gegen die Römer und hatten fünfzigtausend ihrer Leute erschlagen, ganz gleich ob kleine Kinder oder alte Menschen. Bald danach kamen in einem Streit in Totapata dreißigtausend Juden um. Diese Streitigkeiten entstanden und nahmen zu, bis die gesamte jüdische Nation gegen die Römer die Waffen ergriff und ihre endgültige Vernichtung über sich brachte. Somit erhielt die zitierte Vorhersage unseres Erlösers in jenen Tagen eine eindrucksvolle Erfüllung.
Unser Erlöser fügte hinzu: „Und an verschiedenen Orten wird es große Erdbeben geben.“ Diese bedeutsamen Warnungen erfüllen sich ebenfalls in jenen Tagen. Zwei werden von Tacitus berichtet: Eines in Rom während der Regierungszeit des Claudius, eine weitere in Apamea in Syrien, wo es viele Juden gab. Das letztere war so zerstörend, dass die Tributzahlung an die Römer für 5 Jahre erlassen wurde. Eines auf Kreta war ebenso schrecklich; eines in Smyrna und eines in Milet, eines auf Chios und eines auf Samos. An all diesen Orten wohnten Juden. Diese werden von Philastrus erwähnt. Bald danach unter der Regierung Neros informieren Tacitus und Eusebius, dass Hierapolis und Colossos, ebenso Laodicea durch Erdbeben vernichtet wurden. Ein weiteres wird für Rom notiert, eines in Campania und andere gewaltige werden berichtet,
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die sich in Jerusalem in der Nacht vor dem Beginn der letzten Belagerung jener Stadt ereigneten. Über diese gibt Josephus folgenden Bericht: „Ein heftiger Sturm brach über sie während der Nacht herein, gewaltige Winde kamen auf mit sehr ausgiebigen Regenfällen, mit ständigen Blitzen und schrecklichen Donnerschlägen und schauerlichem Rumoren von Erdbeben. Es schien als wäre das System der Welt zur Vernichtung der Menschheit verdammt gewesen. Und man könnte sehr wohl vermuten, dass dies Zeichen keines gewöhnlichen Ereignisses waren.“
Die Hungersnöte, die von Christus vorhergesagt wurden, wurden ebenso erfüllt. Die eine, die von Agabus vorhergesagt wurde, erwähnt in der Apostelgeschichte, war schrecklich und lang anhaltend. Sie weitete sich über Griechenland und Italien aus, aber wurde in Judäa am härtesten wahrgenommen, und besonders in Jerusalem. Die Beiträge, die, wie erwähnt wird, von Paulus aus fernen Ländern mitgebracht wurden, um den armen Brüdern dort Erleichterung zu verschaffen, wurden während dieser schlimmen Hungersnot geschickt. Autoren jener Zeit erwähnen zwei weitere Hungersnöte im Reich vor derjenigen, die durch die Belagerung Jerusalems bedingt waren.
Der Erlöser fügt auch „Pestilenzen“ hinzu. Zwei Fälle dieses Zeichens des Gerichts ereigneten sich vor dem letzten Jüdischen Krieg. Der eine ereignete sich in Babylon, wo viele Juden wohnten, der andere in Rom, der große Menschenmengen ausradierte. Andere leichtere Fälle dieser Plage trugen sich an verschiedenen Stellen des Imperiums zu, wie Tacitus und Suetonius berichteten.
Unser Herr hat auch hinzugefügt: „Und schreckliche Gesichte und große Zeichen vom Himmel wird es geben.“ Josephus, der niemals verdächtigt werden kann, zugunsten von Vorhersagen Christi Wunschdenken gehabt zu haben, und der wahrscheinlich von keiner solchen Vorhersage wusste, als er schrieb) liefert Berichte von Ereignissen, die diese Vorwarnungen überzeugend beantworten. Von der Verwirrtheit seiner Landsmänner sprechend, indem sie Betrügern hinterherliefen, während sie die deutlichsten Ermahnungen vom Himmel missachteten, gibt er Bericht von den folgenden sieben Ereignissen.
1. Er sagt: „Am 8. Tag des Monats Zanthicus (vor dem Fest der ungesäuerten Brote) zur neunten Stunde der Nacht schien um den Altar und den umliegenden Gebäuden des Tempels ein Licht,
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der Helligkeit des Tages gleich, das für den Zeitraum einer halben Stunde anhielt.“
2. „Um die sechste Stunde der Nacht (sagt Josephus) wurde das Osttor des Tempels ohne menschliches Zutun offen stehend gefunden.“ Dieses Tor bestand aus massivem Messing und es war so groß und schwer, dass es zwanzig Männer bedurfte, um es zu schließen. Und Josephus sagt: „Es war durch eiserne Bolzen und Riegel gesichert, die in einer großen Schwelle versenkt waren, die komplett aus einem Stein bestand.“ Die Juden selbst kamen auf Grund der wundersamen Natur dieses Ereignisses zum Schluss, dass die Sicherheit des Tempels geflohen war. Als der Prokurator darüber informiert war, schickte er eine Schar Männer aus, um das Tor zu schließen, die dann unter großen Schwierigkeiten ihre Befehle ausführten.
3. Und weiter sagt der gefeierte jüdische Autor: „Während eines nachfolgenden Pfingstfestes, während die Priester nachts in den inneren Tempel gingen, um ihren üblichen Dienst zu verrichten, spürten sie als Erstes (wie sie sagten) ein Zittern, begleitet von einem Rumoren, und danach hörten sie Stimmen wie von einer Menschenmenge, die auf klare und erste Weise sagten: „Lasst uns von hier verschwinden.“ Wie eindrucksvoll war diese wunderbare Vorwarnung. Es begann mit einem Zittern, um die Aufmerksamkeit dieser jüdischen Priester zu wecken. Dann wurde ein unklares Rumoren gehört. Dies ließ sie mit jeder möglichen Aufmerksamkeit lauschen. Dann hörten sie die deutlichen Stimmen wie von einer Menschenmenge in großer Ernsthaftigkeit und Eile: „Lasst uns von hier verschwinden!“ Und ihr letzter verhängnisvoller Krieg mit den Römern begann vor der nächsten Saison der Zelebrierung dieses Festes.
4. Ein weiteres Zeichen war das Folgende. Derselbe Autor sagt: „Ein Meteor, einem Schwert ähnlich, hing über Jerusalem während eines ganzen Jahres.“ Dies hätte kein Komet sein können, denn er blieb ein ganzes Jahr lang stationär und scheint den Worten des Josephus gemäß viel näher als ein Komet gewesen zu sein und schien jener Stadt zugemessen zu sein. Dies erinnert einen an das Schwert des Zerstörenden Engels, das über Jerusalem ausgestreckt ist (1. Chron. 21:16). Diese stationäre Position des Schwertes ein Jahr lang war ein lebendiger Hinweis, dass der Untergang das Schicksal war.
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5. Josephus sagt weiter: „Als die Hohenpriester eine junge Kuh zur Opferung zum Altar führten, brachte sie mitten im Tempel ein Lamm hervor.“ - Eine sehr eindrucksvolle Rüge für diese ungläubigen Priester, die das Lamm Gottes verworfen hatten, dass sein Blut ein für allemal vergossen und die levitischen Opferungen abgeschafft hatte, was sie immer noch frevelhaft fortführten. Dieses Wunder wurde im Tempel vorgeführt, das Urbild des Körpers Christi, und am Passahfest, so wie bei einem vorherigen Passah Jesus verhaftet und geopfert wurde; und es ereignete sich vor den Hohepriestern und ihren Dienern, so dass sie sich nie über einen Mangel an Zeugen von der Tatsache beklagen konnten.
6. Dieser Autor sagt: „Bald nach dem Passahfest wurden in den verschiedenen Teilen des Landes vor Sonnenuntergang Streitwagen und bewaffnete Männer in der Luft gesehen, die sich um Jerusalem herum bewegten.“ Dieses merkwürdige Gesicht, das sich vor Sonnenuntergang ereignete und in verschiedenen Teilen des Landes gesehen wurde, muss ein übernatürliches Vorzeichen gewesen sein, ein Zeichen vom Himmel. Die Juden hatten gesagt: „Welches Zeichen gibst du uns, damit wir sehen und glauben.“ Nun hatten sie ihre Zeichen im Überfluss, dennoch wollten sie nicht glauben.
7. Das letzte und furchtbarste Zeichen, von dem Josephus erzählt, ist, dass ein Jesus, Sohn des Ananus, ein rustikaler Typ der niederen Klasse, im Tempel beim Laubhüttenfest erschien und plötzlich ausrief: „Eine Stimme von Osten – eine Stimme von Westen – eine Stimme von den vier Winden – eine Stimme gegen die Bräutigame und Bräute – eine Stimme gegen das ganze Volk!“ Diese Worte rief er weiterhin in den Straßen Jerusalems bei Tag und bei Nacht ohne Unterlass aus (außer wenn es für die natürlichen Bedürfnisse nötig war) sieben Jahre lang! Er begann im Jahr 63, während die Stadt Frieden hatte und gedieh, und beendete seine Ausrufe erst bei seinem Tod inmitten der Schrecken der Belagerung im Jahr 70. Diese merkwürdige Sache erregte, als sie begann, große Aufmerksamkeit und dieser Jesus wurde vor Albinus, den römischen Statthalter, gebracht, der ihn verhörte, aber er konnte außer seinen fortgesetzten Wehklagen keine Antwort bekommen.
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Er ordnete an, ihn zu geißeln, aber ohne Wirkung. Während Zeiten von Festlichkeiten war dieses Geschrei von ihm besonders laut und eindringlich. Nach dem Beginn der Belagerung stieg er auf die Mauern und rief mit einer Stimme aus, die noch schrecklicher als je zuvor war: „Weh, weh dieser Stadt, diesem Tempel und diesem Volk!“ Und dann fügte er hinzu (zum ersten Mal seit sieben Jahren): „Weh, weh mir selbst!“ Kaum waren die Worte ausgesprochen, flog ein Stein von einer römischen Maschine außerhalb der Mauern herbei und erschlug ihn auf der Stelle!
Derartig waren die Zeichen im Himmel und auf der Erde, die der Zerstörung Jerusalems direkt vorausgingen. Mehrere werden von Tacitus und auch von Josephus berichtet. Die Wahrhaftigkeit des Josephus als Historiker wird wahrscheinlich von allen anerkannt. Scaliger bestätigt, dass er als Schreiber mehr Glaubwürdigkeit verdient hat als die griechischen und römischen Geschichtsschreiber zusammen.
Von der Eroberung Jerusalems durch Pompejus 60 Jahre vor Christus an, hatten die Juden immer wieder einen sehr rebellischen Geist gegen die Römer zu Tage gelegt. Die Juden hatten in Bezug auf Christus in Falschheit zu Pilatus gesagt: „Wenn du diesen Mann gehen lässt, bist du kein Freund Caesars.“ Aber Tatsache war, dass sie Christus verfolgten, weil er im Gegenstreit zu Caesar keinen irdischen Thron errichten wollte. Sie waren bereit, jedem Betrüger zu folgen, der sich vorzubereiten schien, dies zu tun, und sie waren bereit, jede scheinbare Gelegenheit zu nutzen, um ihre entschiedene Feindschaft gegenüber den Römern zu bekunden. Und sie benötigten kaum das Auge eines Propheten, um zu erkennen, dass dieser Geist und dieses Betragen (das bei jeder Gelegenheit offenbar wurde) bald das römische Schwert gegen sie aufbringen würde.
Judas, ein Gauloniter und Sadduzäer, ein Pharisäer, hatte die Juden mit der Vorstellung geneckt, dass ihre Tributzahlungen an die Römer ihren Gang in die verwerflichste Art der Versklavung bekräftigen würden. Infolgedessen brach ihre Feinschaft oft in üble Gewalttätigkeit aus. - Tumulte und Aufruhr nahmen zu und Florus, der römische Statthalter Judäas, ließ mit seinen ungebührlichen Forderungen diesen Geist unter den Juden anwachsen. Eleazar, Sohn des Hohenpriesters, überredete die Beamten des Tempels,
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Opferungen von Fremden zu verweigern und öffentliche Gebete für sie zurückzuhalten. Die römische Regierung spürte die Beleidigung und bald war die Grundlage für einen Römischen Krieg gelegt! Fehden und Streitigkeiten nahmen in Judäa zu, bis Cestius Gallus eine Armee von Syrien dorthin marschieren ließ, um die Ordnung wieder herzustellen. Sein Einmarsch war von Blut und Verwüstung gekennzeichnet. Die Stadt Zebulon, Joppa und andere Dörfer auf seinem Weg plünderte er und brannte sie nieder. 8400 Einwohner dieser Orte tötete er. Der Distrikt Narbatene war verwüstet und er tötete 2000 Juden in Galiläa, verwandelte die Stadt Lydda zu Asche und vertrieb die Juden (die verzweifelt Ausfälle gegen ihn vornahmen), bis er innerhalb von einhundert Meilen vor der Hauptstadt lagerte. Bald danach betrat er Jerusalem und brannte einen Teil der Stadt nieder. Aber durch den Verrat seiner eigenen Offiziere musste er unerwartet fliehen. Die erzürnten Juden verfolgten ihn und erschlugen ungefähr 60.000 seiner Männer. Viele reiche Juden, alarmiert durch die römische Invasion, flohen aus Jerusalem wie von einem sinkenden Schiff. Einige vermuten, dass viele Christen nun an einen Ort in den Bergen Judäas namens Pella flohen. (Matth. 24:15-17)
Als Nero über die Niederlage des Cestius informiert war, gab er den Befehl an Vespasian, gegen die rebellischen Juden den Krieg durchzudrücken. Er und sein Sohn Titus sammelten bald eine Armee von 60.000 Männern. 67 n. Chr. marschierte er von Ptolemais nach Judäa und markierte seine Schritte mit Verwüstung und Verheerung. Kleinkinder und Alte fielen durch seine rasenden Soldaten. Alle starken Städte Galiläas und viele in Judäa fielen durch die siegreichen Waffen Vespasians, der nicht weniger als 150.000 Einwohner erschlug. Außerordentliche Vergeltung wurde an Joppa geübt, das teilweise wieder aufgebaut worden war, nachdem Cestius sie zu Asche gemacht hatte. Vespasian war über die häufige Piraterie dieses Volkes erzürnt. Die Juden dieses Ortes fohen vor ihm und begaben sich auf ihre Schiffe. Aber ein tosender Sturm überraschte diejenigen, die in See gestochen waren, und sie gingen verloren. Die anderen wurden zerschmettert, Schiff gegen Schiff oder gegen Felsen. Einige taten sich in der Not
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selbst Gewalt an. Diejenigen, die sich an die Küste retteten, wurden von den erzürnten Römern erschlagen. Das Meer war auf gewisse Entfernung mit ihrem Blut befleckt. Es heißt, dass vierzigtausend von den Wellen verschluckt worden waren, und nicht einer entkam, um von ihrer Katastrophe zu erzählen. Dies war wahrhaftig „Not ihrer Nation, und das Meer und die Wellen brüllten über ihnen!“
Vespasian kehrte aus Jericho nach Caesarea zurück, um sich auf eine lange Belagerung Jerusalems vorzubereiten. Hier erhielt er die Nachricht vom Tode des Kaisers Nero. Dies hielt ihn davon ab, zu diesem Zeitpunkt seinen Plan gegen die Juden auszuführen. Dieser Aufschub dauerte für das ergebene Volk zwei Jahre und ermutigte sie nur zu noch größeren Taten.
Ein Geist der Uneinigkeit trat jetzt in Jerusalem in Erscheinung. Erst gab es zwei Parteien, später drei, die dort wüteten und jede Stritt mit tödlicher Feindseligkeit um die Vorherrschaft. Nachdem ein Teil einer dieser Parteien aus der Stadt verwiesen worden war, drang sie bei Nacht mit Gewalt ein und sie waren so voller Wut, dass sie in jener schicksalhaften Nacht nicht weniger als achttausendfünfhundert Männer, Frauen und Kinder abschlachteten, deren verstümmelte Körper am nächsten Morgen in den Straßen Jerusalems zerstreut lagen. Diese verworfenen Mörder plünderten in der Stadt, ermordeten die Hohenpriester Ananus und Jesus und beschimpften ihre toten Körper. Sie erschlugen ihre Brüder in Jerusalem als wären sie wilde Tiere gewesen. Sie geißelten die Adligen und sperrten sie ins Gefängnis, in der Hoffnung, sie zu erschrecken, damit sie in ihre Partei kämen; und viele, die auf diese Weise nicht gewonnen werden konnten, erschlugen sie. In dieser Regierung des Schreckens kamen auf diese Weise zwölftausend aus der höheren Klasse um, und kein Verwandter wagte es, eine Träne des Trauerns zu vergießen, damit dies nicht ein ähnliches Schicksal über sie bringen würde. Anklage und Mord wurden zu den gewöhnlichsten Ereignissen. Viele flohen, aber wurden abgefangen und erschlagen. Haufen ihrer Kadaver lagen auf öffentlichen Straßen und jedes Mitleid wie auch jede Hochachtung vor menschlicher oder göttlicher Autorität schien ausgelöscht.
Um den schrecklichen Katastrophen dieser Zeit, die durch die blutigen Parteien verursacht wurden, noch eines darauf zu setzen, wurde Judäa von Räuberbanden
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und Mördern geplagt, die ihre Städte plünderten und alles, was irgendeinen Widerstand leistete, sei es Männer, Frauen und Kinder, in Stücke schlugen. Hier stellten sich die schrecklichsten Bilder zur Schau, die gefallene Menschen verüben können, wenn es keine Grenzen mehr gibt, so dass sie ihre eigenen Städte und Gemeinschaften in Schreckensszenen verwandelten wie freigelassene tollwütige Tiere.
Ein Simon wurde Kommandeur einer dieser Parteien, Johannes einer anderen. Simon zog an der Spitze von vierzigtausend Banditen in Jerusalem ein. Eine Dritte Partei entstand und loderte mit schrecklicher Raserei. Die drei Parteien waren von Rage und Verzweiflung vergiftet und sie fuhren fort, zu töten und auf Haufen von Toten mit unbeschreiblicher Raserei herumzutreten. Menschen, die zum Tempel kamen, um anzubeten, wurden erwordet, Einheimische und Ausländer. Ihre Körper lagen in Haufen und eine Ansammlung von Blut entweihte die heiligen Höfe.
Johannes von Gischala, Oberhaupt einer Partei, setzte ein Lebensmittellager in Brand. Simon, an der Spitze einer anderen Partei, brannte ein weiteres nieder. Auf diese Weise schwächten und vernichteten sich die Juden selbst und bereiteten den Weg für den „Zorn, dass er im Übermaß über sie komme“.
Inmitten dieser düsteren Ereignisse kam eine Warnmeldung, dass sich ein römisches Heer der Stadt näherte! Vespasian, der Kaiser geworden war und vom aufrührerischen und schrecklichen Zustand der Juden erfahren hatte, war entschlossen, gegen sie in den Krieg zu ziehen, und schickte seinen Sohn Titus, Jersualem und Judäa zu bezwingen. Die Juden waren wie versteinert, als sie vom Herannahen der römischen Armee hörten. Sie konnten keine Hoffnung auf Frieden haben. Sie hatten keine Fluchtmöglichkeit. Sie hatten kein gegenseitiges Vertrauen. Was konnte man tun? Sie hatten etliche Dinge, die sie in Hülle und Fülle besaßen. Sie hatten das Maß der Sünde voll gemacht; überreif für die Vernichtung. Alles schien wie wilde Unordnung und Verzweiflung. Man konnte sich nichts anderes mehr vorstellen als das verworrene Kriegsgeräusch und in Blut getränkte Gewänder. Sie wussten, dass sie von den Römern nur exemplarische Vergeltung erwarten konnten. Das unaufhörliche Geschrei der Kämpfer und die Schrecken der Parteien hatte einige dazu gebracht, sich das Einschreiten eines ausländischen Feindes
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zu wünschen, um sie vom einheimischen Terror zu befreien. Dies war der Zustand Jerusalems, als Titus mit einer Belagerungsarmee vor der Stadt auftauchte. Aber er kam nicht, um sie von ihren qualvollen Torturen zu befreien, sondern um göttliche Rache an ihnen auszuführen, um die schicksalhaften Voraussagen unseres Herrn Jesus Christus zu erfüllen: „Wenn ihr die Gräuel an der heiligen Stätte seht, wenn ihr Jerusalem von Armeen umzingelt seht, dann wisst, dass ihre Vernichtung nahe ist.“ „Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.“ Jerusalem war nun das Aas, das es zu verschlingen galt; die römischen Geier sind aufgetaucht, um ihre Beute zu zerreißen.
Der Tag, an dem Titus Jerusalem umzingelte, war das Passahfest. Hier erinnere man sich, dass es dieses Fest war (bei einer vorauszusehenden Gelegenheit), dass Christus festgenommen, verurteilt und hingerichtet wurde. Es war die Zeit dieses Festes, als die junge Kuh in den Händen der opfernden Priester ein Lamm hervorbrachte. Und direkt nach diesem Fest zu einer anderen Zeit war es, dass die wundersamen Belagerungsarmeen direkt vor Sonnenuntergang über Jerusalem gesehen wurden. Und nun zur Zeit des Passah erscheint das Gegenstück dieses Wunders mit der Belagerungsarmee des Titus. Scharen von Juden waren aus den umgebenden Nationen nach Jerusalem gekommen, um dieses Fest zu feiern. Ach, unglückliches Volk, es geht hin, um vom Passah-Lamm zu essen, aber in Wirklichkeit gehen sie ihrer endgültigen Abschlachtung entgegen, weil sie „das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt“ verwarfen! Die Juden hatten gewünscht, dass das Blut des wahren Passah-Lammes (von ihnen mutwillig vergossen) über sie und ihre Kinder käme. Gott nimmt sie nun als Warnung bei ihrem Wort. Durch Vorsehung versammelte er ihre Nation unter dem Todesurteil wie in ein großes Gefängnis für den Tag der Hinrichtung. Und so wie ihr Hinrichten Christi ein Zeichen war, erniedrigend, das Zeichen des Kreuzes, so sollte ihre Hinrichtung ein Zeichen und schrecklich sein. Die fallende Stadt war nun mit einer Menge von fast zwei Millionen ergebener Menschen angefüllt. Das Ereignis kam plötzlich und unerwartet über die Juden, wie das Kommen eines Diebes
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und fast wie ein Blitz. Josephus notiert und zeigt somit unbeabsichtigt die Erfüllung dieser Hinweise Christi, dass sein Kommen wie ein Dieb in der Nacht sein würde und wie ein Blitz, der unter dem ganzen Himmel aufleuchtet.
Die wütend streitenden Parteien der Juden legten, als sie sich von römischen Armeen umzingelt sahen, ihre parteilichen Streitigkeiten (für den Augenblick) zur Seite, brachen aus, stürmten wütend auf ihren gemeinsamen Feind und vernichteten fast die zehnte Legion der römischen Armee. Diese Panik unter den Römern schaffte die Gelegenheit für eine kurze Beilegung der Feindseligkeiten. Daher gab etwas neue Zuversicht den Juden Hoffnung und sie entschlossen sich nun, ihre Stadt zu verteidigen. Aber ein wenig von den Schrecken der Römer erholt flackerten ihre parteilichen Verstimmungen wieder auf und brachen in große Raserei aus. Die Partei unter Eleazar wurde von den anderen beiden unter Johannes und Simon verschluckt. Gemetzel, Feuersbrunst und Plünderungen waren die Folge. Ein Teil des Stadtzentrums wurde verbrannt und die Einwohner wurden wie Gefangene dieser beiden Parteien. Die Römer sahen hier ihr eigenes Sprichwort bestätigt: „Quos Deus vult perdere prius dementat.“ „Wen Gott vernichten will, den übergibt er dem Wahnsinn.“
Die einmarschierenden Heere wussten, wie sie aus dem Wahn der Juden profitieren konnten. Die Juden entdeckten bald, dass sie die beiden äußeren Mauern der Stadt in Besitz genommen hatten. Dieser Alarm drang bis ins Herz der Parteien und wieder vereinten sie sich gegen den gemeinsamen Feind. Aber sie waren schon zu weit hineingeraten, um von den Auswirkungen ihres Wahns Abstand gewinnen zu können. Die Hungersnot mit ihrem schrecklichen Gesicht; sie kam (wie man erwarten könnte) schleichend daher und einige waren ihr schon im Verborgenen zum Opfer gefallen. Aber nicht einmal dies brachte die Raserei der Parteien zum Stillstand, die wieder mit doppelter Wut zurückkehrte und neue Szenen des Leides lieferte. Da die Hungersnot zunahm, schnappten sich die Notleidenden das Brot gegenseitig aus dem Mund und verschlangen das Getreide unaufbereitet. Um eine Handvoll Nahrung zu erobern, wurde gemartert; Nahrung wurde von Ehemännern den Ehefrauen und
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Ehefrauen den Ehemännern und sogar von Müttern ihren ausgehungerten Kleinkindern weggenommen. Die Brust selbst wurde den ausgehungerten Säuglingen geraubt, wie unser Herr verkündete: „Wehe denen, die in jenen Tagen stillen.“
Dieser Schrecken erzeugte eine neue Szene gerechtfertigter Vergeltung. Zahllose Juden waren durch den Hunger gezwungen, ins Lager des Feindes zu fliehen. Hier schnitten die Römer, anstatt Mitleid mit ihnen zu haben und ihnen Erleichterung zu verschaffen, vielen die Hände ab und schickten sie zurück, aber die meisten kreuzigten sie so schnell, wie sie sie fassen konnten, bis es für die Kreuze kein Holz und für ihre Errichtung keinen Platz mehr gab! Seht, wie hier Tausende dieser verzweifelten Juden rund um die Mauern Jerusalems an Kreuzen hingen! Wahrlich, „der Herr ist für die Urteile, die er vollstreckt, bekannt!“ Ja, dies war nicht genug. Seht, zweitausend Juden, die zur Gnade der Einmarschierer hin geflohen waren, wurden bei lebendigem Leibe (zweitausend in einer Nacht) von Arabern und Syrern in diesen Heeren aufgerissen, da sie hofften Gold zu finden, das die Juden geschluckt hatten (oder was sich ihre Feinde einbildeten), um es mit sich fortzutragen!
Da Titus ein gnädiger General war, war er vom Elend der Juden im Herzen berührt und bat sanftmütig die Belagerten, sich zu ergeben. Aber die einzige Antwort, die er auf seine Sanftmut bekam, waren gemeine Beschimpfungen. Nun beschloss er, an diesem halsstarrigen Volk gründliche Arbeit zu verrichten, und daher umgab er die Stadt mit einem Wall von 39 Achtelmeilen Länge und verstärkte ihn mit dreizehn Türmen. Dies wurde durch die erstaunliche Aktivität der Soldaten in drei Tagen zustande gebracht. Dann wurde die Vorhersage unseres gesegneten Herrn vorausgesagt: „Deine Feinde werden einen Graben um dich herum ausheben und dich auf jeder Seite gefangen halten.“
Da die Stadt von jeder Möglichkeit der Versorgung abgeschnitten war, wurde die Hungersnot furchtbarer. Ganze Familien fielen ihr zum Opfer und man sah, dass die toten Körper von Frauen, Kindern und Alten die Dächer der Häuser und die verschiedenen Winkel bedeckten. Jugendliche und die mittleren Alters erschienen wie Gespenster und viele von ihnen fielen auf öffentlichen Plätzen tot um. Die Toten wurden zu zahlreich, um beerdigt zu werden. Viele starben beim Versuch,
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diese Pflicht zu erfüllen. So groß und schrecklich wurden die Trübsale, dass das Wehklagen aufhörte, und eine fürchterliche Stille der Verzweiflung lag über der Stadt. Aber all dies hielt die Preisgegebenen nicht von den schrecklichen Taten ab. Sie nahmen diese Gelegenheit wahr, um die Gräber auszurauben und mit lautem, höllischen Gelächter den Toten die Totengewänder auszuziehen, und sie erprobten die Schärfe ihrer Schwerter an den toten Körpern und an einigen, die noch atmeten. Simon Georas ließ nun seine Wut an Matthias, dem Hohenpriester, und seinen drei Söhnen aus. Er ließ sie dafür verurteilen, die Römer begünstigt zu haben. Der Vater bat um das Vorrecht, als erster hingerichtet zu werden, um nicht den Tod seiner Söhne sehen zu müssen; aber der böswillige Simon behielt ihn zur Hinrichtung als letzten zurück. Und während er verschied, stellte er die beleidigende Frage, ob die Römer ihn nun befreien könnten.
Während die Dinge so standen, entfloh ein Mannaeus, ein Jude, zu Titus und informierte ihn über das vollkommene Elend der Juden, dass in weniger als drei Monaten 115.800 tote Körper der Juden durch ein Tor geschafft worden waren, um die er sich gekümmert und die er registriert hätte; und er bestätigte ihm die Verheerungen durch Hungersnot und Tod. Andere Deserteure bestätigten den Bericht und fügten hinzu, dass nicht weniger als 600.000 tote Körper der Juden durch die verschiedenen Tore hinausgebracht wurden. Das menschliche Herz von Titus war zutiefst betroffen und angesichts dieser Berichte und während er die Haufen toter Körper der Juden unter den Mauern und in sichtbaren Teilen der Stadt besichtigte, erhob er seine Augen und Hände in feierlicher Beteuerung zum Himmel, dass er diese Trübsale verhindert hätte, dass die halsstarrigen Juden sie selbst auf ihre Häupter gebracht hätten.
Josephus, der Jude, bat nun ernsthaft den Anführer Johannes und seine Brüder, sich den Römern zu ergeben und somit den Rest der Juden zu retten. Aber er bekam nur unverschämte Vorwürfe zurück. Johannes erklärte seine feste Überzeugung, dass Gott niemals zulassen würde, dass seine eigene Stadt, Jerusalem, vom Feind eingenommen werde! Aber ach, hatte er
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die Geschichte seiner eigenen Nation und die Ankündigungen der Propheten vergessen? Micha hatte vorhergesagt, dass sie genau in dieser Katastrophe überheblich „auf den Herrn bauen und sagen“ würden: „Ist nicht der Herr mitten unter uns? Kein Übel wird über uns kommen.“ So blind und vermessen sind Überheblichkeit und Selbstvertrauen! „Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, diese sind der Tempel des Herrn.“
Die Hungersnot wurde (wie zu erwarten war) noch tödlicher. Wegen Mangel an Nahrung aßen die Juden ihre Gürtel, Sandalen, Häute ihrer Schilde, getrocknetes Gras und sogar Rinderkot. Nun geschah es, dass eine adlige Jüdin durch unerträglichen Schmerz des Hungers ihr eigenes Kleinkind tötete und als Nahrung zubereitete! Sie hatte die Hälfte des entsetzlichen Gerichts gegessen, als der Essensgeruch eine Horde von Soldaten hereinbrachte, die sie mit dem Tod auf der Stelle bedrohten, wenn sie ihnen nicht das Essen auslieferte, das sie besaß. Gezwungen zu gehorchen übergab sie die übrig gebliebene Hälfte ihres Kindes! Die Soldaten waren entsetzt und die Erzählung versteinerte die Hörer vor Entsetzen und denen, dessen Augen der Tod vor solch schrecklichen Szenen verschlossen hatte, wurde die Gratulation ausgesprochen. Die Menschenliebe scheint angesichts der Erzählung über solche jammervollen Ereignisse jener Tage zu sinken. Keine Worte können die Schrecken der Situation des weiblichen Anteils der Gesellschaft jener Periode beschreiben. Solche Szenen erzwingen unsere Erinnerung an die sanftmütige, pathetische Rede unseres Erlösers an die frommen Frauen, die ihm folgten, als er zum Kreuz ging: „Töchter Jerusalems, weint nicht um mich, weint um euer selbst willen und um eure Kinder; denn seht, die Tage werden kommen, wann man sagen wird: Gesegnet sind die Unfruchtbaren, und die Schöße, die niemals gebaren und die Brüste, die niemals stillten.“ Moses hatte genau diese Szene schon lange vorhergesagt. „Die zarte und feine Frau unter euch (sagte er), die es nicht wagen würde, die Sohle ihres Fußes wegen ihrer Feinheit auf den Boden zu setzen, ihr Auge wird sich im Bösen gegen ihre Kinder richten, die sie gebären wird, denn sie wird sie essen aus Mangel an allen Dingen, heimlich in der Belagerung und in der Not, während dein Feind dich innerhalb deiner Tore in Bedrängnis bringt.“
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