- Aus dem Salt Lake City Messenger Nr. 118 -
Nauvoo-Tempel im Jahre 1847, wo zu Beginn den Schwarzen die Teilnahme an den Tempelritualen verboten war.
Im Juni 1978 gab die Kirche Jesu Christi der heiligen der Letzten Tage (auch als Mormonen oder HLT bekannt) das Ende ihrer priestertümlichen Einschränkung für Schwarze bekannt, eine Praktik, die seit den Tagen Brigham Youngs, des zweiten Präsidenten der HLT-Kirche, energisch verteidigt worden war. Auch wenn einige Schwarze während der Lebenszeit Joseph Smiths, des Gründers der HLT-Kirche, zum Priestertum ordiniert worden waren, garantierte es ihnen nicht den Zugang zu den geheimen HLT-Tempelritualen, und somit wurde ihnen das mormonische Ziel der ewigen Ehe und des Fortschreitens zum Gottestum versperrt.1 Während es vierunddreißig Jahre her ist, seit der Bann aufgehoben wurde, kommt dieses Thema immer noch zurück, um die HLT-Kirche wie ein Spuk zu verfolgen. Diesen Februar interviewte ein Reporter der Washington Post Randy Bott, einen gut angesehenen Professor der Brigham-Young-Universität, während er eine Story über den Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney und die Stellung der HLT-Kirche zu Rassenfragen schrieb:
In seinem Büro erklärt der Religionsprofessor Randy Bott eine mögliche theologische Untermauerungdes Verbots. Gemäß den mormonischen heiligen Schriften waren die Nachkommen Kains, der seinen Bruder Abel tötete, „schwarz“. Eine der Nachkommen Kains war Egyptus, eine Frau, über die Mormonen glauben, dass sie die Namensgeberin von Ägypten war. Sie heiratete Ham, dessen Nachkommen ebenso verflucht und nach Ansicht vieler Mormonen durch seinen Vater Noah vom Priestertum ausgeschlossen waren. Bott verweist auf den mormonischen heiligen Text, das Buch Abraham [Köstliche Perle, Abraham 1:21-27], der behauptet, dass alle Nachkommen Hams und Egyptus somit schwarz und vom Priestertum ausgeschlossen waren.2
Professor Bott verteidigte das Verbot auf der Grundlage, dass Schwarze zu der Zeit für die Verantwortung nicht erwachsen genug waren:
Bott vergleicht Schwarze mit einem Kind, das verfrüht um die Schlüssel von Vaters Auto bittet, und er erklärt, dass der Herr bis 1978 auf ähnliche Weise festlegte, das Schwarze für das Priestertum nicht bereit waren.
An anderer Stelle im Artikel lesen wir:
„Was ist Diskriminierung?“ fragt Bott. „Ich denke, es bedeutet, etwas jemandem vorzuenthalten, das für ihn gut wäre, richtig? Aber was wäre, wenn es für ihn nicht gut wäre?“ Bott sagt, dass die Verweigerung des Priestertums auf der Erde Schwarzen gegenüber – wenn auch nicht im Leben nach dem Tod – sie vor den niedrigsten Stufen der Hölle, schützte, die für Leute reserviert sind, die ihrer Priestertumsmacht missbrauchen. „Man könnte nicht von ganz oben von der Leiter fallen, weil man nicht ganz oben auf der Leiter war. So war es in Wirklichkeit die größte Segnung, die Gott Schwarzen geben konnte, nämlich, dass sie das Priestertum nicht hatten.“3
Botts Kommentare verbreiteten sich im Internet wie Lauffeuer und warfen Fragen über die gegenwärtigen Lehren der HLT-Kirche in Bezug auf die Rasse auf. An dem Tag nach dem der Washington-Post-Artikel, am 29. Februar 2012 veröffentlicht wurde, gab die HLT-Kirche eine offizielle Erklärung heraus, die Botts Aussagen als nicht repräsentativ für die Kirchenposition verwirft: „Mitglieder der BYU-Fakultät sprechen nicht für die Kirche.“ Die Erklärung fuhr fort:
Die Kirchenposition ist klar: Wir glauben, dass alle Menschen Kinder Gottes, in Seinen Augen und in der Kirche gleich sind. Wir tolerieren Rassismus in keiner Form.
Eine zeitlang gab es in der Kirche in Bezug auf das Priestertum für männliche Mitglieder afrikanischer Herkunft eine Einschränkung. Es ist nicht genau bekannt warum, wie oder wann diese Einschränkung in der Kirche begann, aber klar ist, dass sie vor Jahrzehnten beendet wurde. Einige haben den Grund für diese Einschränkung zu erklären versucht, aber diese Versuche sollten als Spekulation und Meinung, nicht als Lehre betrachtet werden. Die Kirche ist nicht an Spekulation und Meinungen gebunden, die mit begrenztem Verständnis geäußert werden.
Wir verdammen Rassismus, einschließlich jedem und allem vergangenem Rassismus durch Personen, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche.4
Merkwürdigerweise war dies nur eine Pressemitteilung ohne Namensangabe, was gegen eine offizielle Erklärung der Ersten Präsidentschaft spricht, die die Namen der Führer aufweisen würde. Sehen Sie sich zum Beispiel die Erklärung der Ersten Präsidentschaft an, die in Bezug auf die Taufe für die Toten am 29. Februar 2012 herausgegeben wurde.5
Während der HLT-Erklärung, die Rassismus verdammt, von vielen Mormonen applaudiert wurde, scheint sie in erster Linie immer noch den grundlegenden lehremäßigen Punkt zu meiden, warum das Priestertumsverbot jemals in Kraft gesetzt wurde.
Max Müller, der für Slate, ein Online-Magazin, schreibt, gibt folgende Bewertung der HLT-Lehren und Botts Aussagen ab:
Warum verweigerte die Kirche den Schwarzen mehr als ein Jahrhundert lang das Priestertum? Unter den Gründen, die von Kirchenführern, einschließlich Kirchenpräsidenten, während jener Zeit aufgetischt wurden: Schwarze Menschen sind verfluchte Nachkommen alter biblischer Figuren; schwarze Menschen begingen vorgeburtliche Untreue; schwarzen Menschen mangelte es an Intelligenz und persönlicher Integrität, um solch ein heiliges Amt tragen zu können.
Solche Glaubenssätze der Vergangenheit sind offiziell nie verworfen worden. Und das Versagen der Kirche, sie zu verwerfen, half, für die Bemerkungen, die Bott, der vielleicht beliebteste Professor an der BYU, abgegeben hatte, den Weg freizumachen…
Für viele Mormonen, die Botts Worte lasen, war es wie das Ausgraben eines theologischen Dinosauriers, das für lange Zeit als ausgestorben galt, aber das plötzlich in der Ecke eines dunklen BYU-Büros wieder entdeckt worden ist…
Unglücklicherweise repräsentieren Botts Glaubenssätze, auch wenn sie obskur sind, eine Peinlichkeit des Mormonismus, die wohl der Offenbarung von 1978 gut Widerstand geleistet hat; denn die meiste Zeit während der Daseinsspanne der HLT-Kirche, benutzten Mitglieder der Kirchenhierarchie, von der die höchsten „Propheten“ genannt werden und zu und für Gott sprechen, ähnliche rassistische Begründungen, um Schwarze von voller Mitgliedschaft auszuschließen… Die Offenbarung von 1978 selbst spricht nicht an, warum der Bann zu Anfang verhängt wurde, und der Mangel an Antworten von heutigen Mormonenführern schafft ein theologisches Vakuum. Um dieses Vakuum zu füllen, wenden sich Mormonen den zahlreichen Antworten zu, die von vergangenen Propheten geliefert wurden, die eine Kirche führten, in der Schwarze nicht willkommen waren.
Somit lehren einige Mormoneneltern weiter ihre Kinder Glaubenssätze wie jene, die von Bott vorgebracht wurden…
Fast jeder Mormone, schwarz und weiß, mit dem ich seit der Post-Story gesprochen habe, hoffte auf ein „Wunder“, wie ein gut bekannter schwarzer Mormone es nannte, d. h. auf eine völlige Verwerfung der vergangenen rassistischen Diskriminierung der Vergangenheit vonseiten eines Kirchenapostels, anstatt nur eine Pressemitteilung vom Büro für Öffentliche Angelegenheiten. Dieses Wunder ist bisher nicht eingetreten.6
Im Slate-Artikel erwähnte Müller auch, dass Terry Ball, Dekan für Relgiöse Erziehung an der BYU, über Bott wegen seiner Erklärungen aufgebracht war:
In einer Email an mehrere Fakultätsmitglieder, brachte Terry Ball, Dekan für Religiöse Erziehung an der BYU, seine Empörung über Botts Erklärungen zum Ausdruck und sagte, dass er „mit Bott professionell verfahren würde“.7
Merkwürdigerweise machte 2008 Ball selbst ähnliche rassistische Bemerkungen. Ein Internet-Blogger berichtete:
Letzte Woche gab Terry Ball, Dekan des College für Religiöse Erziehung, die wöchentliche der BYU gewidmete Ansprache. Seine Rede warf viele Punkte in Bezug auf kürzliche Debatten auf… Er [Ball] zeigt also, wie sein Training seinen Glauben bestätigt, und er informiert über seinen Glauben, indem er vom Ende des Jesaja 28, ein Gleichnis von einem Bauern, zitiert…:
„Ich glaube, Jesaja möchte den Bauern mit unserem Himmlischen Vater vergleichen und den Samen mit uns. Habt ihr euch jemals gefragt, warum ihr geboren wurdet, wohin und wann ihr geboren wurdet, warum ihr nicht vor 500 Jahren in irgendeiner primitiven, eingeborenen Kultur in irgendeiner isolierten Ecke der Welt geboren wurdet? Sind das Timing und die Platzierung eurer Geburt launisch? Für Heilige der Letzten Tage lautet die Antwort: Nein. Für unseren Glauben ist das Verständnis fundamental, dass wir, bevor wir auf diese Erde kamen, in einem vorgeburtlichen Dasein bei einem liebenden himmlischen Vater lebten. Ferner verstehen wir, dass wir im Vorherdasein Entscheidungsfreiheit hatten, und dass wir heranwuchsen und uns entwickelten, während wir diese Entscheidungsfreiheit benutzten. Einige, wie Abraham erfuhr, wurden Edle und Große… Andere von euch sind Weizen. Ihr seid an außergewöhnlich fruchtbare und verheißungsvolle Orte ausgebracht worden, weil Gott, der euer besonderes Potenzial kennt, darauf zählt, dass ihr so viel hervorbringt…8
Der Autor fährt fort und erklärt, dass er Terry Ball nicht des Rassismus anklagt, aber seine Ansprache wirft die Frage auf,
ob die Vorstellung vom Edelsein im Vorherdasein jemals völlig von rassistischem Anflug frei sein kann. Man muss sich fragen, was Ball mit der abwertenden Bezeichnung von „irgendeiner primitiven, eingeborenen Kultur in irgendeiner isolierten Ecke der Welt“ meinte. Sicher zählt er „sie“ nicht zum Weizen, da sie nicht in den fruchtbarsten Boden gepflanzt werden. Ball konstruiert eine chronologische, geographische und kulturelle Hierarchie, die von vorgeburtlicher „Entscheidungsfreiheit“ abhängt… Wenn die Bemerkung über Eingeborene nicht äußerst rassistisch ist, kann sie dann etwas anderes als elitär, kolonialistisch usw. sein?9
Die Aussagen von Bott und Ball demonstrieren, wie das HLT-Konzept über die vorirdischen Ereignisse unvermeidlich dahin führt, sie mit einer bevorzugten Geburt und Zuordnung zu einer Rasse in Verbindung zu bringen. Diese Professoren wiederholten einfach nur die Lehren ihrer vergangenen Propheten und Apostel.
Heute scheint die HLT-Kirche die Lehren der vergangenen Propheten über rassistische Themen unter „Folklore“ einzuordnen. In einem Artikel zum Gedenken an den dreißigsten Jahrestag der Aufhebung des Bannes über die Schwarzen erklärte Sheldon F. Child vom Rat der Siebzig, dem Reporter:
„Wir müssen im Hinterkopf behalten, dass es Folklore und nicht Lehre ist“, sagte Elder Child. „Es ist nie als solche niedergeschrieben worden. Viele Meinungen, persönliche Meinungen, wurden ausgesprochen. Ich bin einfach so dankbar für diese Offenbarung [von 1978]“, sagte er und fügte hinzu, dass er sich genau erinnern kann, wo er war und was er tat, als er die Nachricht vor dreißig Jahren hörte.10
Aber wenn die früheren Predigten der Führer über den „Fluch über Kain“ und den Bann über die Schwarzen in Bezug auf das Tragen des Priestertums einfach nur „Folklore“ waren, warum erforderte es eine Offenbarung, um die Praktik zu ändern?
Smiths Ansicht über Rasse und Hautfarbe
Das erste Beispiel über Rassismus in Smiths neuer Religion kann man im Buch Mormon finden, das 1830 veröffentlicht wurde.11 Hier finden wir die Geschichte einer Gruppe von Israeliten, die ungefähr 600 v. Chr. nach Amerika auswanderte. Bald spalteten sie sich in zwei Gruppen. Die rechtschaffenen Nephiten werden als “weiß” und “schön” beschrieben, während die aufsässigen Lamaniten von Gott mit einer „dunklen“ Hautfarbe verflucht sind, die auch eine „Haut der Schwärze“ genannt wird.:
2. Nephi 5:21-23: „Und er [Gott] hatte veranlasst, dass der Fluch über sie kam, ja, ein schlimmer Fluch, wegen ihrer Bosheit… weil sie weiß und außerordentlich schön und angenehm waren, veranlasste der Herr Gott, dass eine Haut der Schwärze auf sie kam, damit sie mein Volk nicht verlocken könnten… Und verflucht soll der Same dessen sein, der sich mit ihrem Samen vermischt; denn sie sollen sogar mit demselben Fluch verflucht werden. Und der Herr sprach es und es geschah.“
Jakob 3:5: Seht, die Lamaniten, eure Brüder, die ihr wegen ihrer Schmutzigkeit und wegen des Fluches hasst, der auf ihre Haut gekommen ist…
Alma 3:6: Und die Haut der Lamaniten war dunkel, gemäß dem Zeichen, das auf ihre Väter gesetzt wurde, der auf ihnen ein Fluch war, wegen ihrer Übertretung und ihrer Aufsässigkeit…
Die Nachkommen dieses rebellischen Volks waren, so glaubten es die frühen Mormonen, die amerikanischen Indianer.12 Während ihre dunkle Haut als ein Zeichen des Fluches Gottes an ihnen angesehen wurde, wurde Indianern erlaubt, sich dem Mormonismus anzuschließen und zu seinem Priestertum ordiniert zu werden.
Bald nachdem Joseph Smith seine Kirche 1830 begonnen hatte, begann eine Revision der Bibel. Ohne Hebräisch oder Griechisch zu kennen, verließ er sich beim Korrigieren des Textes angeblich auf göttliche Führung. Ein Teil dieser Revision ist in der Köstlichen Perle als das Buch Moses abgedruckt, wo wir die schriftliche Wurzel des HLT-Konzepts über den Ursprung des schwarzen Volks finden:
Moses 7:8: …und eine Schwärze kam auf alle Kinder Canaans, so dass sie unter allen Menschen verachtet wurden.
Moses 7:12: Enoch fuhr fort, das ganze Volk aufzurufen, Buße zu tun, mit Ausnahme des Volks von Kanaan…
Moses 7:22: …Und Enoch sah auch den Überrest des Volkes, die die Söhne Adams waren, und sie waren eine Mischung aus allen Samen Adams, mit Ausnahme des Samens Kains; denn der Same Kains war schwarz und hatte keinen Platz unter ihnen.
Smith scheint die rassistischen Argumente seiner Tage übernommen zu haben, die benutzt wurden, um die Sklaverei zu rechtfertigen, als er seine Lehre formulierte, dass Schwarze sich unter dem Fluch Kains befänden.13
Als die Mormonen begannen, sich in den frühen 1830ern in Missouri anzusiedeln, wurde ihre Einstellung gegenüber Ureinwohnern Amerikas und Schwarzen für ihre Nachbarn zur Besorgnis. Viele Missourianer waren besorgt darüber, dass Smiths Kirche, die in New York gegründet wurde, gegen Sklaverei wäre. Nachdem die Mormonen einen Artikel „Freie Farbige“14 in ihrem Evening und Morning Star veröffentlichten, waren die Nichtmormonen besorgt, dass er Schwarze ermutigen wollte, in die mormonischen Ansiedlungen in Independence, Missouri, auszuwandern. Um lokale Ängste zu beruhigen, druckten die Mormonen sofort ein „Extrablatt“ für die Zeitung, in der sie verkündeten:
Da wir mit Bedauern erfahren haben, dass ein Artikel mit dem Titel FREIE FARBIGE, in der letzten Ausgabe des Stars, missverstanden worden ist, fühlen wir uns in der Pflicht, in diesem Extrablatt zu erklären, dass unsere Absicht nicht nur war, freie Farbige daran zu hindern, in diesen Staat auszuwandern, sondern sie daran zu hindern, als Mitglieder der Kirche zugelassen zu werden.15
Nachdem einige Sklavereigegner 1836 in die Mormonensiedlung in Kirtland, Ohio, kamen, war Smith besorgt, dass dies Probleme zwischen den Mormonen und den Südstaatlern verursachen würde. In einem Artikel für den Messenger and Advocate, legte Smith seinen Mangel an Unterstützung für die Sklavereigegner und seine Ansichten über Sklaverei dar. Er schrieb:
Ich habe durch Erfahrung gelernt, dass der Feind der Wahrheit nicht schlummert und auch mit seinen Bemühungen aufhört, die Gesinnungen von Gemeinschaften mit Vorurteilen gegen die Diener des Herrn zu versehen, indem er die Entrüstung der Menschen gegen alle Dinge von Wichtigkeit und Interesse aufwiegelt. Darum befürchte ich, dass der Ruf hinausgeht, dass „ein Sklavereigegner“ mehrere Male zu dieser Gemeinschaft gesprochen hätte,… alle, mit Ausnahme einiger, gingen ihrer eigenen Berufung nach und ließen den Gentlemen seine Argumente fast den nackten Wänden vorbringen…
Es ist also mein Vorrecht, gewisse Passagen aus der Bibel zu nennen, die von einem Mann verkündet wurden, der in seiner Generation vollkommen war und mit Gott wandelte. Und was jene Vorhersage betrifft, die gegen den Geist Gottes abgeneigt ist, so verbleibt es als ein dauerhaftes Monument des Erlasses Jehovas, zur Schande und Verwirrung aller, die gegen den Süden wegen ihres Haltens der Söhne Hams in Sklaverei ausgerufen haben. „Und er sagte: Verflucht sei Kanaan, ein Diener von Dienern soll er seinen Brüdern sein.“ „Gesegnet sei der Herr, Gott Sems, und Kanaan soll sein Diener sein.“ (Gen. 9:25,26)… Was der Plan des Allmächtigen in dieser einen Begebenheit gewesen sein könnte, kann ich nicht sagen, aber ich kann sagen: Der Fluch ist noch nicht von den Söhnen Kanaans genommen worden, auch wird es nicht geschehen, bis eine ebenso große Macht auf ihn einwirkt, wie die, die sein Kommen veranlasste;… Ich glaube nicht, dass das Volk des Nordens mehr Recht hat zu sagen, dass der Süden keine Sklaven haben soll, als der Süden sagen kann, dass der Norden welche haben soll… Alle Menschen müssen belehrt werden, Buße zu tun; aber wir haben kein Recht, die Sklaven gegen den Willen ihrer Herren zu beeinflussen.16
Am Dienstag, den 25. Januar 1842, kommentierte Joseph Smith, „dass die Indianer größere Ursache haben, sich über die Behandlung durch die Weißen zu beklagen, als die Neger oder Söhne Kains.“17 Ein Jahr später, am 2. Januar 1843, gab Joseph Smith folgende Einschätzung über die Schwarzen ab:
Um fünf ging ich mit den Ältesten Hyde und Richards zu Mr. Sollars Heim. Elder Hyde erfragte die Situation der Neger. Ich antwortete: Sie kamen als Sklaven in die Welt, geistig und körperlich… Hätte ich irgendetwas mit dem Neger zu tun, würde ich sie durch strenges Gesetz auf ihre eigene Art beschränken und sie national gleichstellen.18
Ironischerweise entwickelte Joseph Smith gerade zu der Zeit seine rassistischen Lehren, als er die Ordinierung eines schwarzen Mannes namens Elijah Abel erlaubte.19 Abel wurde „am 3. März 1836 zu einem Ältesten und am 4. April 1841 zu einem Siebziger ordiniert.“20
1842 veröffentlichte Smith seine neue Heilige Schrift, das Buch Abraham, in den Times and Seasons, der HLT-Zeitung in Nauvoo, Illinois. Diese ist seither in den Kanon der Köstlichen Perle eingebunden und spiegelt Smiths wachsende rassistische Einstellung im Hinblick auf Schwarze und das Priestertum wieder:
Nun war dieser König von Ägypten ein Nachkomme aus den Lenden Hams und war Teil des Blutes der Kanaaniten durch Geburt.
Von diesem Nachkommen entsprangen all die Ägypter und somit wurde das Blut der Kanaaniter im Land bewahrt.
Das Land Ägypten wurde zuerst von einer Frau entdeckt, die die Tochter Hams war und die Tochter der Egyptus, was auf Chaldäisch Ägypten bedeutet, was das, was verboten ist, bedeutet.
Als diese Frau das Land entdeckte, befand es sich unter Wasser; sie siedelte später ihre Söhne darin an und so entsprang von Ham diese Rasse, die den Fluch im Land bewahrte.
Nun wurde die erste Regierung Ägyptens von Pharao gegründet, dem Ältesten Sohn der Egyptus, der Tochter Hams, und sie war nach der Art der Regierung Hams, die patriarchalisch war.
Pharao, der ein rechtschaffener Mann war, gründete sein Königreich und richtete sein Volk weise und gerecht in allen seinen Tagen und trachtete ernsthaft danach, jene Ordnung zu imitieren, die von den Vätern in den ersten Generationen in den Tagen der ersten patriarchalischen Regierung, ja, in der Regierungszeit Adams aufgerichtet wurde, und auch in der Zeit Noahs, seines Vaters, der ihn mit den Segnungen der Erde segnete und mit den Segnungen der Weisheit, aber ihn in Bezug auf das Priestertum verfluchte.
Da nun Pharao aus jener Linie stammte, durch die er nicht das richtige Priestertum haben konnte, auch wenn die Pharaonen es gern von Noah her durch Ham beanspruchen würden, wurde mein Vater deshalb durch ihre Götzendienerei weggeführt. (Köstliche Perle, Buch Abraham, 1:21-27)
Der HLT-Autor Stephen Taggart bemerkte:
Mit der Veröffentlichung des Buches Abraham waren all die Elemente für die Kirchenpolitik gegenwärtig, den Negern das Priestertum zu verweigern. Der Fluch Kanaans, der als Motiv vom Fundalismus des Südens entlehnt war, wurde innerhalb der Kirche von einem Fundament aus Erklärungen und Einstellungen für die Sklaverei gestützt, die während der Krisenjahre in Missouri aufgetaucht waren…21
Als ein Reporter den HLT-Präsidenten David O. McKay 1961 über die Basis für die Politik des Auschließens der Schwarzen vom Priestertum befragte, „antwortete er, dass sie einzig und allein auf dem Buch Abraham beruht. ‚Das ist der einzige Grund’, sagte er. ‚Sie ist darauf gegründet.’“22 Auch wenn die HLT-Kirche jetzt den Rassismus verurteilt, wie sollen Leser die rassistischen Aussagen in den heiligen HLT-Schriften auslegen?23
Man sollte beachten, dass die Geschichte vom Fluch Noahs über Ham und Kanaan in Genesis, Kapitel 9, niemals den Fluch mit Rasse, Hautfarbe oder Afrika in Verbindung bringt. Dasselbe kann vom Fluch Kains in Genesis, Kapitel 4, gesagt werden. Die Bibel identifiziert das Zeichen, dass auf Kain gesetzt wurde, nicht als eine schwarze Haut. Diese Auslegungen kamen Jahrhunderte später auf als Versuch, die Sklaverei zu rechtfertigen.
Lehren vom vorgeburtlichen Leben
Das Standardchristentum lehrt, dass nur Christus vor der Sterblichkeit existierte (Johannes 8:58, Kolosser 1:17) und dass die Existenz des Menschen auf der Erde begann (Sacharja 12:1, 1. Korinther 15:46). Aber der Mormonismus behauptet, dass der Mensch zuerst dem Himmlischen Vater und einer Himmlischen Mutter als ein Geist im Himmel geboren wurde und zum Erwachsenenalter heranwuchs, bevor er auf die Erde geschickt wurde. Während dieses vorgeburtlichen Standes, so glauben sie, waren wir alle in einen Krieg zwischen Luzifer und Jesus verwickelt (Abraham 3:21-28). Diejenigen, die in „ihrem ersten Stand“ tapfer waren, wurden erwählt, auf der Erde (ihrem zweiten Stand) Führer zu sein.24 Dies führte zu der Schlussfolgerung, dass jemandes Platzierung auf der Erde, einschließlich der Rasse, eine Folge jener vergangenen Ereignisse ist. Der BYU-Professor Charles Harrell bemerkte:
Im Buch Abraham ändert sich die Basis der Vorherordination aus Gottes Vorherwissen über die künftige Rechtschaffenheit einer Person in der Sterblichkeit in ein Wissen über die vorgeburtliche Rechtschaffenheit jener Person. Hier sieht Abraham eine Versammlung von vorgeburtlichen Geistern: „Und unter all diesen waren viele Edle und Große.“ Dann berichtet er Gottes Aussage: „Diese werde ich zu meinen Herrschern machen… Abraham, du bist einer von ihnen, du warst erwählt, bevor du geboren warst.“ (Abr. 3:22-23) Somit wird die Vorherordination so erklärt, dass sie auf vorgeburtlichen Edelmut basiert, ohne eine Erwähnung über Gottes Vorherwissen von jemandes zukünftiger Rechtschaffenheit, auch wenn ein solches Vorherwissen sicher nicht ausgeschlossen wird.25
Auf der April-1998-HLT-Konferenz sprechend erklärte Apostel Richard G. Scott:
Euer Himmlischer Vater berief euch, in eine besondere Linie geboren zu werden, von der ihr euer Erbteil der Rasse, der Kultur und der Traditionen empfingt.26
1842 lehrte Smith: „Wir glauben, dass Menschen für ihre eigenen Sünden bestraft werden und nicht für Adams Übertretung.“27 Weitet man dies aus, würde man also nicht erwarten, dass die Schwarzen allein auf Grund der Sünde Kains verflucht sind. Dies führte zu der Spekulation, dass Schwarze wegen etwas verflucht sein müssten, was sie im vorgeburtlichen Dasein taten. Harrel erklärt:
Warum Schwarzen das Priestertum verweigert wurde, ist in erster Linie ein wenig umstritten gewesen und bleibt es weiterhin. Einige haben gefolgert, dass dies wegen der Abstammungslinie von Kain her durch Ham war, der gemäß den heiligen HLT-Schriften „in Bezug auf das Priestertum verflucht“ war. (Abr. 1:26-27) Anerkennend, dass Gott Kinder nicht für die Sünden ihrer Väter bestrafen würde, wurde im Allgemeinen angenommen, dass es ihnen als Folge ihres Mangels an Tapferkeit im Vorherdasein verweigert wurde. Schon 1844 schrieb der HLT-Apostel Orson Hyde die „verfluchte Linie Kanaans“ einem vorgeburtlichen Mangel an Heldenmut zu. „Von diesen Geistern im Himmel, die dem Teufel einen Einfluss gaben“, erklärte er, „wurde verlangt, in die Welt zu kommen und Körper in der verfluchten Linie Kanaans anzunehmen, und daher die Neger- oder Afrikanische Rasse.“28
Der Beginn des Priestertum-Banns
Es scheint, dass der Bann über die Schwarzen in Bezug auf das Ordinieren zum Priestertum nach dem Tode Joseph Smiths unter Brigham Youngs Führerschaft verfestigt wurde. Charles Harrell erörtert die erste Erklärung in Verbindung mit der Priestertumsverweigerung bei Hams Abstammungslinie:
Die erste aufgezeichnete Erklärung zum Priestertumbann scheint die von Parley P. Pratt zu sein, der von einem schwarzen Kirchenmitglied am 25. April 1847 sagte, er „war ein schwarzer Mann mit dem Blut Hams in sich, dessen Linie in Bezug auf das Priestertum verflucht war.“ Am 13. Februar 1849 gab Brigham Young eine beliebte Folklore wieder, die die Schwarzen mit den Nachkommen Kains verknüpft, als er in einem Privatgespräch bemerkte: „Der Herr hatte Kains Samen mit Schwärze verflucht und ihnen das Priestertum verboten.“29
1852 machte Brigham Young eine Reihe von rassistischen Bemerkungen, als er zur Gesetzgebenden Körperschaft des Utah-Territoriums sprach:
Nun sage ich Ihnen, was ich weiß. Als auf Kain das Zeichen gesetzt wurde, waren Abels Kinder in aller Wahrscheinlichkeit jung. Der Herr sagte Kain, dass er die Segnungen des Priestertums nicht empfangen sollte, und auch nicht sein Same, bis der letzte aus der Nachkommenschaft Abels das Priestertum empfangen hätte, bis zur Erlösung der Erde. Wenn es nie einen Propheten oder Apostel Jesu Christi gab, der es zuvor aussprach, so sage ich Ihnen: Dieses Volk, das im Allgemeinen Neger genannt wird, sind die Kinder des alten Kain. Ich weiß es, ich weiß, dass sie im Priestertum nicht die Herrschaft tragen können; denn ihr Fluch sollte auf ihnen bleiben…, bis die Zeiten der Wiedergutmachung kommen werden und der Fluch von der Erde gefegt sein wird…
Nun kann also im Königreich Gottes auf Erden ein Mann, der afrikanisches Blut in sich hat, kein Jota oder I-Punkt des Priestertums tragen. Wieso? Weil es die wahren, ewigen Grundsätze sind, die der Herr, der Allmächtige, verordnet hat, und wer kann etwas daran ändern? Die Menschen können es nicht…30
In demselben Jahr, verabschiedete das Utah-Territorium ein Gesetz, dass Sklaverei erlaubte. 31 Dies bezog sich sowohl auf indianische als auch auf afrikanische Sklaven. Ein schwarzer Sklave, Green Flake, wurde der Kirche sogar als Zehntenzahlung gegeben.32
1859 auf der Oktoberkonferenz der HLT-Kirche predigend verkündete Präsident Brigham Young:
Kain erschlug seinen Bruder… und der Herr setzte auf ihn ein Zeichen, das die flache Nase und die schwarze Haut ist… Wie lang muss diese Rasse [die Schwarzen] den schrecklichen Fluch ertragen, der auf ihnen ist? Dieser Fluch wird auf ihnen bleiben und sie können niemals das Priestertum tragen oder Anteil an ihm haben, bis alle anderen Nachkommen Adams die Verheißungen empfangen haben und die Segnungen des Priestertums und seine Schlüssel genießen. Bevor nicht die Letzten vom Überrest der Kinder Adams in diese begünstigte Lage heraufgebracht sind, können die Kinder Kains die ersten Verordnungen des Priestertums nicht empfangen. Sie waren die ersten, die verflucht wurden, und sie werden die letzten sein, von denen der Fluch entfernt werden wird.33
Bei einer anderen Gelegenheit verkündete Brigham Young:
Soll ich euch das Gesetz Gottes in Bezug auf die afrikanische Rasse sagen? Wenn der weiße Mann, der zum erlesenen Samen gehört, sein Blut mit dem Samen Kains vermischt, ist die Strafe unter dem Gesetz Gottes der Tod auf der Stelle. Dies wird immer so sein.34
1882 predigend lehrte John Taylor, der dritte Präsident der HLT-Kirche:
Warum sollte es tatsächlich so sein, dass wir einen Teufel haben sollten? Warum tötete ihn der Herr nicht schon vor langer Zeit?... Er benötigte den Teufel und sehr viele von denen, die seinen Willen erfüllen, nämlich… unsere Abhängigkeit von Gott aufrecht zu erhalten… Als er die Bewohner der vorsintflutlichen Welt vernichtete, ließ er es zu, dass ein Nachkomme Kains durch die Flut kam, damit er [der Teufel] angemessen auf der Erde repräsentiert sein könnte.35
Elder B. H. Roberts vom Rat der Siebzig erklärte, dass der Grund dafür, dass einige schwarz geboren wurden, das direkte Ergebnis ihres Verhaltens in ihrem vorgeburtlichen Leben wäre:
…Ich glaube, dass verordnet ist, dass diese Rasse [die Schwarzen] die eine ist, durch die jene Geister, die in der großen Rebellion im Himmel nicht tapfer waren, kommen sollten, die sich durch ihre Gleichgültigkeit oder ihren Mangel an Integrität zur Rechtschaffenheit als unwürdig für das Priestertum und seine Mächte erwiesen, und deshalb wird es heute vor ihnen zurückgehalten.36
1935 schreibend erklärte der Apostel Joseph Fielding Smith, der später der zehnte Präsident der HLT-Kirche wurde, dass Kain der Vater einer „minderwertigen Rasse“ sein sollte:
Kain war nicht nur berufen [für das Töten Kains] zu leiden, sondern wegen seiner Bosheit wurde er der Vater einer minderwertigen Rasse… Millionen Seelen sind in diese Welt gekommen, verflucht mit einer schwarzen Haut, und ihnen ist das Vorrecht auf das Priestertum und die Fülle der Segnungen des Evangeliums verweigert worden. Diese sind die Nachkommen Kains.37
In einem von Joseph Fielding Smiths beliebten Büchern, Doctrine of Salvation, schrieb er:
IM HIMMEL NIEMAND NEUTRAL. Es gab im Krieg im Himmel keine Neutralen. Alle nahmen entweder die Seite Christi oder die Seite Satans ein. Jeder hatte dort seine Entscheidungsfreiheit und Menschen empfangen dort Belohnungen, die auf ihre Taten dort basieren, genauso wie sie nach dem Tod Belohnungen für Taten empfangen werden, die sie im Körper getan haben. Der Neger empfängt offensichtlich die Belohnung, die er verdient.38
Auf der Oktober-HLT-Konferenz von 1947 verkündete Apostel George F. Richards:
Der Negerrasse sind das Priestertum und die höheren Tempelsegnungen verboten worden, vermutlich weil sie im Geist nicht tapfer gewesen sind. Es zahlt sich nicht aus, alles andere als tapfer zu sein.39
Der HLT-Apostel Bruce R. McConkie, Schwiegersohn des Präsidenten Joseph Fielding Smith, schrieb:
Diejenigen, die im Vorherdasein weniger tapfer waren und die dadurch gewisse geistige Einschränkungen hatten, die während der Sterblichkeit auf sie verhängt sind, sind uns als die Neger bekannt. Solche Geister werden durch die Linie Kains auf die Erde geschickt, auf dem wegen seiner Rebellion gegen Gott und wegen des Mordes an Abel das Zeichen gesetzt wurde, das eine schwarze Haut ist.40
Am 18. März 1961 erklärte Alvin R. Dyer von der Ersten Präsidentschaft auf der Missionarskonferenz in Oslo, Norwegen, sprechend:
Wie kommt es, dass Sie weiß sind und nicht farbig? Haben Sie sich jemals diese Frage gestellt? Wer hatte etwas damit zu tun, dass Sie in die Kirche und nicht als Chinese oder als Hindu oder als Neger geboren sind?... Ich vermute - und Sie mögen es oft Missionare sagen gehört oder sich die Frage gestellt haben: Warum ist eine Neger ein Neger? Und Sie haben folgende Antwort gehört: Nun, sie müssen im Vorherdasein neutral gewesen sein oder müssen die Sache ausgesessen haben. Das ist die üblichste Aussage, sie waren weder heiß noch kalt, also machte der Herr sie zu Negern. Dies ist natürlich nicht wahr. Der Grund, warum Geister in Negerkörper geboren werden, ist, weil diese Geister das Priestertum Gottes im Vorherdasein verwarfen. Dies ist der Grund, warum wir Neger auf der Erde haben... All dies entspricht einem gut ausgearbeiteten Plan, dass Millionen und Milliarden Geister, die im Vorherdasein auf die Geburt warten, durch einen Kanal oder durch eine Menschenrasse geboren würden. Folglich mussten die Verfluchten durch Ham geboren werden... Deshalb haben wir farbige Menschen und deshalb haben wir weiße Menschen.41
Der HLT-Apostel Mark E. Petersen, der 1954 auf einer Zusammenkunft von Religionslehrern auf der College-Ebene der Brigham-Young-Universität sprach, gab folgenden Überblick der Kirchenlehre über die Rassenfrage:
Die Diskussion über Bürgerrechte, besonders in den letzten 20 Jahren, hat einige sehr scharfe Grenzen gezogen. Sie hat das Denken einiger der eigenen Leute verblendet, glaube ich... Wir, die wir in der Kirche lehren, müssen unsere Füße auf dem Boden haben und uns nicht durch Philosophien der Menschen zu diesem Thema in die Irre führen lassen, nicht mehr wie zu jedem anderen Thema auch... Er [der Neger] trachtet nicht einfach nur nach der Gelegenheit, sich in einem Cafe hinzusetzen, wo weiße Menschen essen... es scheint, dass der Neger danach trachtet, von der weißen Rasse aufgesaugt zu werden. Er wird nicht eher zufrieden sein, bis er es durch Mischehe erreicht hat...
Was sollte als Heilige der Letzten Tage unsere Einstellung gegenüber Negern und anderen dunklen Rassen sein? Gibt der Herr uns irgendeine Anleitung? Gibt es in dieser Sache irgendeine Kirchenpolitik? Ist Rassentrennung in und an sich ein falscher Grundsatz?...
Gibt es irgendeinen Grund zu denken, dass dieselben Grundsätze von Belohnungen und Bestrafungen nicht auf uns und unsere Taten in der präexistenten Welt anwendbar waren, wie sie im Leben nach dem Tod anwendbar sein werden? Gibt es also einen Grund, warum der Typ der Geburt, den wir in diesem Leben empfangen, nicht ein Spiegelbild von unserer Würdigkeit oder unserem Mangel daran im präexistenten Leben ist? Wir müssen die Gerechtigkeit Gottes akzeptieren. Er ist allen gegenüber fair. Er ist kein Anseher der Person. Er wird uns entsprechend dem behandeln, was wir verdienen... Wir können uns der Schlussfolgerung nicht entziehen, dass wegen des Verhaltens in unserem Vorherdasein einige von uns als Chinesen, einige als Japaner, einige als Indianer, einige als Amerikaner, einige als Heilige der Letzten Tage geboren werden. Dies sind Belohnungen und Bestrafungen, voll in Einklang mit Seiner eingerichteten Politik im Umgang mit Sündern und Heiligen, wodurch alle gemäß ihren Taten belohnt werden...
Der Herr trennte die Menschen sowohl gemäß dem Blut als auch nach dem Wohnort. Zumindest in den Fällen der Lamaniten und der Neger haben wir das definitive Wort des Herrn selbst, dass Er als einen Fluch eine dunkle Hautfarbe auf sie setzte, als eine Bestrafung und als ein Zeichen für alle anderen. Er verbot die Mischehe mit ihnen unter der Androhung, den Fluch auszuweiten. (2. Nephi 5:21) Und Er trennte mit Sicherheit die Nachkommen Kains ab, als Er den Neger in Bezug auf das Priestertum verfluchte, und zog eine absolute Linie... Aber was hat die Gnade Gottes für ihn? Dieser Neger, der im Vorherdasein die Art des Lebens lebte, die den Herrn rechtfertigte, ihn in der Linie Kains mit einer schwarzen Haut auf die Erde zu schicken, und dass er wahrscheinlich im dunkelsten Afrika geboren wird. Wenn dieser Neger bereitwillig ist, das Evangelium anzunehmen, wenn er es hört, mag er viele Segnungen des Evangeliums haben.
Trotz allem, was er im Vorherdasein tat, ist der Herr bereit, ihm die Segnungen der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes zu geben, wenn der Neger dass Evangelium mit echtem, ernsthaftem Glauben annimmt und bekehrt ist. Wenn dieser Neger in allen seinen Tagen glaubenstreu ist, kann und wird er in das celestiale Reich eintreten. Er wird als ein Diener dorthin gehen, aber er wird eine celestiale Auferstehung bekommen.42
1969 brachte die Erste HLT-Präsidentschaft eine weitere Erklärung zur Rassenfrage heraus:
15. Dezember 1969
An die Generalautoritäten, Regionalrepräsentanten der Zwölf, Pfahlpräsidenten, Missionspräsidenten und Bischöfe.
Liebe Brüder,
in Hinblick auf die Verwirrung, die entstanden ist, ist auf einer Versammlung der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf entschieden worden, die Position der Kirche in Bezug auf die Neger sowohl in der Gesellschaft als auch in der Kirche erneut darzustellen...
Wir glauben, dass die Verfassung der Vereinigten Staaten göttlich inspiriert wurde...
Darum folgt daraus, dass wir glauben, dass der Neger genauso wie andere Rassen seine vollen verfassungsgemäßen Vorrechte als ein Mitglied der Gesellschaft haben sollte...
Aber Glaubensangelegenheiten, Gewissen und Theologie fallen nicht in den Geltungsbereich des bürgerlichen Gesetzes...
Von Anbeginn dieser Dispensation an haben Joseph Smith und alle nachfolgenden Präsidenten der Kirche gelehrt, dass Neger, während sie Geistkinder eines gemeinsamen Vaters und die Nachkommenschaft unserer irdischen Eltern Adam und Eva sind, noch nicht das Priestertum empfangen sollten, aus Gründen, von denen wir glauben, dass sie Gott bekannt sind, aber die Er dem Menschen noch nicht vollkommen bekannt gemacht hat.
Unser lebender Prophet, Präsident David O. McKay, hat gesagt: „Die scheinbare Diskriminierung der Neger durch die Kirche ist nicht etwas, das ihren Ursprung beim Menschen hat, sondern sie geht bis zum Anfang bei Gott zurück...
Offenbarung versichert uns, dass es diesen Plan vor dem sterblichen Dasein des Menschen gab, bis zurück in den vorirdischen Zustand des Menschen.“43
Aus diesen Zitaten sehen wir, wie die HLT-Lehren über das vorirdische Verhalten, die Rasse und den angeblichen Fluch über Kain ineinander verschlungen sind. Angesichts so vieler Lehren der HLT-Propheten und Apostel, dass Schwarze mit einer schwarzen Haut wegen ihrer Missetaten im vorirdischen Dasein verflucht worden sind, fragt man sich, wie die HLT-Kirche diese einfach als Bemerkungen durch „Personen“ oder „Folklore“ abtun kann.
Aufhebung des Banns
Während der 1960er und frühen 1970er-Jahre bekam die HLT-Kirche ausgiebigen gesellschaftlichen Druck, ihren rassistischen Standpunkt zu ändern, in der Gestalt von Demonstrationen und Zeitungs- und Illustriertenartikel.44
Mehr als einhundert Jahre lang hatten HLT-Führer gelehrt, dass Schwarzen das Priestertum nicht gegeben werden könnte, bevor nicht dem gesamten Rest von Adams Nachkommenschaft die Gelegenheit gegeben worden wäre. 1866 predigend verkündete Brigham Young:
Warum sind so viele Bewohner der Erde mit einer schwarzen Haut verflucht? Es kommt als Folge dessen, dass ihre Väter das Priestertum und das Gesetz Gottes verwarfen. Sie werden in den Tod hinuntergehen. Und wenn der gesamte Rest der Kinder die Segnungen im Heiligen Priestertum erhalten hat, dann wird dieser Fluch vom Samen Kains weggenommen werden und sie werden dann hervorkommen und das Priestertum besitzen und all die Segnungen empfangen, die uns jetzt zustehen.45
Jedoch wies am 9. Juni 1978 die hlt-kircheneigene Deseret News eine aufsehenerregende Bekanntmachung durch die Erste Präsidentschaft der HLT-Kirche auf, die erklärte, dass eine neue Offenbarung geg